In 5,5 Tagen von Velbert nach Rottach-Egern am Tegernsee. Die Tour gehört sicherlich zu den Highlights in meinem Leben. Ich war positiv überrascht wie gut man mit dem Rad in Großstädten vorankommt und wie wunderschön unser Land ist. In den 5,5 Tagen haben wir so viele Eindrücke mitgenommen, dass ich sie in einem kleinen Tagebuch festhalten musste. Hier findet ihr meine Aufzeichnungen samt Streckenverläufen und ein paar Bildern. Ich möchtet so etwas auch mal machen? Das kann ich nur empfehlen 🙂
Hier der Link zu den Strecken auf Komoot:
Und hier zu PDF mit den Tourdaten und der Streckenübersicht.
Auf gehts zur ersten Etappe.
Tag 1, 26.6.2015: Von Velbert nach Bonn
Es begann an einem warmen Sommer-Tag auf der Terrasse des Bistro da Omero in Velbert: Bei 30 Grad im Schatten, einem kühlem Weißwein oder Prosecco in der Hand, wurde bei guter Stimmung das beschriftete Begleitfahrzeug voll gepackt mit Proviant und Gepäck von uns 15 Teilnehmern der Tour. Es war fortan der Schatten unserer Radler-Truppe. Um kurz vor 13 Uhr war es soweit: Unter großem Gejubel unserer Ehefrauen und weiterer Gäste fiel der Startschuss … und schon hatte der erste einen Plattfuß zu vermelden. Also hieß es: Alle wieder absteigen und auf das dringend notwendige Ersatzteile warten, welches wir ausnahmsweise nicht dabei hatten. Lothar Franke war sofort zur Stelle, fuhr schnell in seinen Laden und so konnten wir trotz allem pünktlich um 13 Uhr starten.
Es ging Richtung Mettmann, durch das Neandertal, Erkrath und Hilden, dann durch die Innenstadt von Langenfeld, weiter über Opladen in Richtung Leverkusen. Auf dem Weg passierten wir eine interessante Arbeitersiedlung, die mich an die Essener Margarethenhöhe erinnerte. Dann waren wir auch schon in Köln, fuhren durch den Stadtteil Mülheim, durch den Park am Rhein, vorbei am Tanzbrunnen. Die obligatorische Kölsch-Pause gab es in der Rheinufer-Gastronomie des Hyatt-Hotels. Auf unserem weiteren Weg wurden wir alle unfreiwillig zu Komparsen in „Alarm für Cobra 11“, die in Richtung Rodenkirchen gerade eine Folge drehten.
Von dort aus ging es wieder Richtung Rhein, am Horizont konnte man die Hügel des Siebengebirges erahnen und dar wurde mir dann auch klar, warum es überhaupt „Siebengebirge“ heißt..
Am Rhein angekommen, erwartete uns eine Fähre, mit der wir auf die andere Rheinseite gelangten und bald in Bonn ankamen. Die alte Bundeshauptstadt auf dem Fahrrad zu erkunden, war ein interessantes Erlebnis: Es ging vorbei an den alten Torbögen der Uni, auf der Suche nach dem Intercity-Hotel, was mit dem Fahrrad-Navi gar nicht mal so einfach war …
Im Hotel angekommen, hieß es, sich schnell zu duschen, umzuziehen um wieder in die Stadt zu ziehen, denn direkt neben dem historischen Rathaus von Bonn wartete das Brauhaus von Falk auf uns. Auch wenn Falk selbst nicht da war, ließ er Runden ausgeben und so wurde es ein lauschiger Abend im Außenbereich des Brauhauses. Um 23 Uhr war Zapfenstreich und es ging wieder zurück ins Hotel. Mein Zimmer, direkt über Gleis 8 gelegen, versprühte auch nachts die Geräuschkulisse eines belebten Bahnhofes, sodass ich zuweilen den Eindruck hatte, im Bahnhof selbst zu übernachten — mit geschlossenen Fenster und eingeschalteter Klimaanlage schlief ich aber bald selig ein.
Tag 2, 27.6.2015: Von Bonn nach Mainz
Der Zeitplan war eng getaktet: 7.00 Uhr: Frühstück – Abfahrt eineinhalb Stunden später um 8.30 Uhr. Bonn schien selbst noch tief und fest zu schlafen, die Straßen — noch feucht von der Nacht und nebelig — waren leer. Nach nur 800 Metern wurde diese morgendliche Idylle jedoch jäh unterbrochen, als Jörg und Manuel quasi zeitgleich auf feuchter Fahrbahn stürzten. Bis auf Schürfwunden passierte zum Glück nichts Schlimmeres. Im Park des ehemaligen Regierungsviertels lichtete sich bald der Nebel, interessante Gebäude säumten den Straßenrand und ließen einen die bewegte deutsche Geschichte der letzten Jahrzehnte spüren. Weiter den Rhein entlang passierten wir den Drachenfels und die Überreste der Brücke von Remagen, bevor wir in das beschauliche Bad Breisig gelangten. Im Ort Kettig legten wir eine kurze Getränke- und Bananenpause ein. Von Weitem sah man bald die Kühltürme und Reaktoren von Mülheim-Kährlich, die eine mystische Stimmung aufkommen ließen. In Koblenz zur Mittagspause riss endlich der Himmel auf.. Nachdem wir die letzte Staustufe der Mosel vor dem Rhein passierten, stoppten wir am Deutschen Eck, um Fotos und Selfies für die Familie zu schiessen. Auf der nahegelegenen Rheinpromenade unweit der Seilbahnstation kehrten wir ein zur Mittagspause.
Bei der Fahrt durch den Stadtpark von Koblenz fällt Tonne in einer recht amüsanten Manier in die Rabatten, um danach gleich wieder aufzustehen und weiterzufahren, auch hier passierte zum Glück nicht Schlimmeres. Auf dem Weg in Richtung Boppard passieren wir ein älteres, französisches Pärchen, das mit dem Rad quer durch Deutschland radelt, und die wir durch unsere Pausen immer mal wieder trafen. An den steilen Felsen im Rheintal, auf Höhe der Loreley, meldet Volker einen neuen Rekord: 40km in 1 Stunde und 12 Minuten.
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Die Landschaft wird im Folgenden wieder „lieblicher“: steile und schroffe Felsen weichen zusehends geschwungenen Hügeln. In Bacharach, ca. 35km vor den für heute anvisierten 165 km, halten wir für eine kurze Pause im Weinkontor. Kurz nach Bingen erreichen wir „Gau-Algesheim“, wo Michi Krieger uns auf ein Bier in eines von ihm geplanten Vorzeige-Bäder einlädt. Auf dem Weg von Ingelheim nach Mainz-Finthen erwischen uns mitten in den Rheinhessischen Weinbergen noch ein paar Höhenmeter, jedoch schaffen wir es völlig glücklich und mit stolzer Brust in unser Hotel Atrium in Mainz-Finthen. Nach einer ausgelassenen Runde im schönen Schwimmbad des Hotels, wird der lange Radtag mit einer Rekordlänge von rund 165 Kilometern mit einem späten und ausgelassenem Abendessen im Hotel belohnt.
Tag 3, 28.6.2015: Von Main nach Wiesloch
Was für ein Kaiserwetter: Schon um 8 Uhr morgens erwarteten uns 25 Grad und ein strahlend blauer Himmel. Nach pünktlichem Start um 8.30 Uhr ging es quer durch Mainz, bevor Manuel auf einem Feldweg stürzte. Er ramponierte sich bei diesem Sturz auch sein zweites Knie, tapfer, wie er ist, ging es sofort weiter. Man sollte halt während der Fahrt seinem Fahrradcomputer nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken :-). Vorbei an der Coface-Arena von Mainz 05 ging es bald auf sehr matschigen Untergrund weiter, der Eberhard zum Verhängnis wird und für ausgelassenes Gelächter sorgt. Von Mainz aus ging es weiter durch wunderschöne Villenviertel und den Mainzer Volkspark. Den Rhein überquerten wir überraschenderweise über eine Eisenbahnbrücke. Volker, unser Tour-Planer, kam noch einmal glimpflich davon, fand sich doch direkt neben den Bahnschienen ein Fahrradweg. Ab dann ging es über traumhafte Wege entlang der Rheinauen. In Ehrfelden holten wir endlich Luigi ein und machten eine kurze Getränkepause, bevor es am nächsten Atomkraftwerk, diesmal Biblis, vorbeiging. Nach einer kurzen Mittagspause in Bürstadt geht es weiter in Richtung Mannheim. Wir fahren einen schier endlosen Waldweg mit unendlich vielen Schlaglöchern entlang und ich fange an mich zu fragen, ob mein Carbonrahmen die Strecke mit meinem Gewicht überhaupt überstehen wird.
Wir nähern uns dem Nackar, stehen vor den Toren von Heidelberg und suchen den Ruderclub, dessen Gastronomie eine Freundin uns empfohlen hatte. Ich dachte, ich hätte ihn schon gesehen und drei Kilometer später wird klar: Wir haben uns verfahren, also ging es wieder zurück. Wie sollte es auch anders sein, bestellt sich jeder erstmal einen deftigen Burger (dass es 17 Uhr am Nachmittag war, spielte hierbei keine Rolle). Nach der Pause geht es durch die Innenstadt von Heidelberg, ich sehe das NH Hotel in der alten Heidelberger Brauerei, mit dem ich schöne Erinnerungen verbinde. Es kommen Diskussionen über die noch zu fahrende Strecke auf, jeder Kilometer wird mehr und mehr zur Qual. Am Ende wird die Tagesetappe 20 Kilometer länger als ursprünglich geplant und wir kommen erschöpft, aber glücklich am Best Western Hotel in Wiesloch an. Ich will so schnell wie möglich auf’s Zimmer, um mich auszuruhen, werde dann aber doch von meinen noch abzuarbeitenden Mails abgelenkt und werte die Fotos des Tages aus. Als ich schnell geduscht wieder in die Lobby des Hotels komme, sitzt die gesamte Truppe schon versammelt in der Bar. Das Hotel, eines der Günstigeren auf unserer Tour, überraschte mit einigen außergewöhnlichen Vorschlägen für’s Abendessen, sodass sich spätestens hier – nach dem Riesenburger am späten Nachmittag – auch der letzte „überfrisst“. Vollgefreten und hundemüde fallen wir alle ins Bett.
Tag 4, 29.6.2015: Von Wiesloch nach Salach
Hoch erfreut stellen wir am nächsten Morgen fest, dass auch die teuersten Fahrräder noch allesamt in der Tiefgarage stehen. Auch am 4. Tag in Folge starten wir pünktlich. Nach den ersten 30 Kilometern geht es hinauf nach Sternenfels, einem langen, unangenehmen Berg, der mich und meine Motivation in den Keller zieht.
Auf dem Dorfplatz finden wir eine Pizzeria, in der Licht brennt und bestellen eine Runde alkoholfreies Hefeweizen, nur um mehrfach unfreundlich belehrt zu werden, dass das Restaurant ja noch gar nicht geöffnet habe. Weiter geht es in Richtung Vaihingen, wo die nächste Pause ansteht. Die letzten 4 Tage machen sich immer mehr bemerkbar und unser „Fottenfett“, mit dem wir unsere vom Radeln geschundenen Körperteile eincremten, erfreut sich stetig wachsender Beliebtheit: Keine Pause verging mehr ohne „Nachcremen“. Von nun an geht es lange Zeit bergab, mit jedem Meter wächst die Angst und die Gewissheit, dass wir dies auch bald wieder hochfahren müssten. In Enzweihihingen halten wir nochmal für eine kurze Rast, bevor es auf die B10, der autobahnähnlichen Schnellstraße quer durch Baden-Württemberg, ging, die wir auch am nächsten Tag noch mehrmals befahren bzw. kreuzen mussten. Auch unseren Luigi finden wir nicht mehr: Funkkontakt besteht nicht und über’s Handy finden Jörg und er keine richtige Basis, sodass sich darauf verständigt wurde, sich zum Mittagessen in Pulverdingen zu treffen. Auch dies stellte sich nicht als ganz so einfach heraus, da Luigi noch rund 300km von dem Ort entfernt war und, wie sich später herausstellte, die falsche Stadt ins Navigationssystem eingegeben hatte. So wurde aus Pulverdingen „Bulverdingen“ und ein in Panik geratener Luigi rief mehrmals unseren „Jürgen“ – gemeint war Jörg – an, um die Situation zu regeln. Im Zusammenspiel mit den begleitenden Funkstörungen wurde diese Situation zum Lacher der Tour.
Daraufhin trafen wir uns in der Innenstadt von Schwieberdingen und aßen eine Kleinigkeit, bevor direkt danach einige kräftige Höhenmeter auf uns zukamen. Danach ging es mit wenig Steigung weiter in Richtung Stuttgart-Feuerbach und anschließend in die Stuttgarter Innenstadt. Hinter hohen Zäunen sehe ich die ersten Porsche auf dem Werksgelände, ein futuristisches Gebäude kommt näher. Michi Krieger erklärt uns bis ins Detail das vor uns liegende Porsche Museum, sei es der Name des Architekten, die Baukosten oder die besonderen Herausforderungen beim Bau. Ich war fasziniert, vor allem aber von den verschiedensten Kompetenzen und dem Wissen der Truppe, mit der ich unterwegs war. Auf einem breiten Radweg neben einer 3-spurigen Straße in der Innenstadt überholt mich ein Rennradfahrer, der auch an Manuel vorbeizieht. Manuel wäre aber nicht Manuel, wenn er sich nicht ein kleines Rennen mit ihm liefern und aus dem Windschatten heraus erneut überholen würde. An der nächsten roten Ampel kommen die beiden ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass er auch in Richtung Esslingen unterwegs war. Über versteckte Schleichwege führt er uns daraufhin durch den Stuttgarter Stadtpark, vorbei am Gelände der Bad Cannstädter Wasen, mitten durch mehrere Mercedes-Werke, vorbei an Untertürkheim und Obertürkheim bis nach Esslingen. Ich kannte eine Eisdiele im Stadtzentrum, in der wir die nächste Rast einlegten. Wie es sich später herausstellte, war es ein Irrglaube zu denken, es seien nur noch wenige Kilometer bis zur Burg Staufeneck, unserem nächsten Domizil. So trank ich mir mit Volker und Tonne erstmal ein richtiges Bier, das nächste ließ mich bei dem traumhaft sonnigen Wetter schon leicht schweben. Als wir dann wieder auf den Rädern saßen, wurde uns allen klar: Wir haben noch mehr als 35 Kilometer zu fahren.
Endlich wieder in Bewegung, näherten wir uns der „geliebten“ B10, jedoch zwang uns ein Stau dazu, eine Ausweichroute zu suchen. Unter einem monströsen Brückengeflecht und mehreren Treppenstufen bergab fanden wir recht bald eine Alternativroute, die uns dem Tagesziel immer näher brachte. Die Burg war schon aus 10 Kilometer Entfernung zu sehen, sie kam jedoch nicht wirklich näher. Uns allen war bewusst, dass der letzte Anstieg den Berg hinauf noch einmal hart werden würde, jedoch entschied sich Tonne dafür, die letzten Meter mit Luigi im Begleitwagen zu fahren. Ich war der letzte in der Karawane und wurde auf dem Weg nach oben von Tonne und Luigi überholt. Ich wartete, bis die beiden um die Kurve gefahren waren, stieg vom Fahrrad ab und schob ein paar hundert Meter. Als ich durch den Torbogen des 5-Sterne-Hotels fuhr, wurde ich mit Applaus begrüßt. Die Sonne stand schon sehr tief, die Stimmung auf der Hotelterrasse war unbeschreiblich schön und ausgelassen: Bei einem kühlen Bier ließen wir es uns in den Lounge-Möbeln gutgehen und spaßten mit allerhand lustigen Sprüchen und Witzen herum. Nach einer schnellen Dusche ging es in das Hotel-Restaurant, dessen Koch zum Aufsteiger des Jahres 2014 gekürt wurde. Obwohl das Restaurant an diesem Abend normalerweise geschlossen hatte, öffnete es für uns verrückten Haufen seine Pforten und wir konnten ein top Essen mit tollen Weinen genießen. Um 24 Uhr fiel ich todmüde ins Bett.
Tag 5, 30.6.2015: Von Salach nach Königsbrunn
Das frühe Aufstehen am nächsten morgen lohnte sich, denn das Frühstück auf der Burg war sehr „fein“ und gab einiges her. Bevor es losging, wurde im Innenhof der Burg das Material geprüft und bei Rolf noch schnell einen Platten geflickt. Jeden Meter, den ich mir am Vorabend so hart erkämpft hatte, ging es nun mit schneller Fahrt bergab, jedoch stoppte das Feld vor mir: Bei Tiger hatte sich eine Speiche gelöst. Luigi war sofort zur Stelle und das Hinterrad schnell ausgetauscht, sodass es bald weitergehen konnte. Wir fuhren sowohl auf als auch neben der B10 in Richtung Geislingen, bevor es zu einem nächsten Pannenfall kam. Schon wieder einen Platten, dieses Mal bei Heinz, sodass man beinahe den Eindruck eines Pannentages bekommen konnte. Die 5. Etappe, in der es daran ging, die Geislinger Steile zu überwinden, wurde von mir ausgearbeitet und ich hatte schon genug Respekt vor dem Berg. Je nachdem, wie schlimm er aber letztendlich werden würde, machte ich mich auf blöde Sprüche meiner lieben Kumpels gefasst, jedoch meisterte jeder den Berg mit Bravour — das Schlimmste war geschafft. In Richtung Gerstetten, über frisch geteerte Wirtschaftswege, machen wir „richtig Kilometer“, ohne uns überanstrengen zu müssen. In Dillingen an der Donau waren wir endlich auf bayrischem Gebiet und so war es naheliegend, dass man sich für die Mittagspause in einen gemütlichen Biergarten einfand und ein „Andechser Hell“ trank. Gut gestärkt ging es dann weiter in Richtung Augsburg. Die Tour schien an den Kräften aller zu zehren, denn es wurde immer ruhiger in der Truppe. In Gedanken war ich an diesem Tag oft bei meinem Kumpel Lümmel, dessen Mutter beerdigt wurde und der abends in Königsbrunn endlich zu uns stoßen wollte. Mitten in Augsburg, quasi nur einen Steinwurf vom Lech entfernt, machten wir eine letzte Pause und ich lernte, dass ich Kumpel in der Truppe hatte, die noch pingeliger sind als ich (Danke, Heinz für diese Erfahrung :-)).
Die letzten Meter nach Königsbrunn zogen sich wieder wie Kaugummi, da gefühlt jede Ampel rot war. Im Hotel angekommen, war das Zeitfenster zum Frischmachen nicht sehr üppig bemessen, zumal noch ein Haufen an Mails auf mich wartete. Ich sah schon, wie meine Jungs gegenüber von meinem Zimmer den schönsten Platz unter großen Sonnenschirmen einnahmen. Auch noch kurz nach 20 Uhr zeigte das Thermometer immer noch 28 Grad an — Hammer! Nachdem wir gerade unsere Bestellung aufgegeben hatten, kamen Lümmel und Manuel, der ihn bei seinem schweren Gang begleitete und dafür am Morgen von Stuttgart nach Düsseldorf geflogen war. Lümmel war an diesem Abend aber gut drauf mischte die teilweise ermüdete Truppe wieder so richtig auf.
Tag 6, 1.7.2015: Von Königsbrunn nach Rottach-Egern
Schon auf dem Weg zum Frühstück spürte man, wie die Hitze auf die Fassade des Hotels in Königsbrunn drückte. Mit einem nur leichten Kater vom Vorabend im Nacken wird mir bewusst, dass ich heute unser großes Ziel Rottach-Egern mit dem Fahrrad erreichen werde. Als ich das Rad aus der Tiefgarage schiebe, strömt mir schon morgens um 8.15 Uhr 26 Grad warme Luft entgegen. Es geht wieder los, dieses mal auch endlich mit Lümmel in der Truppe. Wir fahren über teilweise frisch geteerte Radwege und kommen zügig voran — so zügig, dass der Fahrtwind die Hitze vergessen lässt. Sobald wir zum Stehen kommen, läuft mir sofort der Schweiß aus dem Helm.
Um kurz nach 10 Uhr erreichen wir bereits Fürstenfeldbrück. Nach einer kurzen Pause im Straßencafé dieses beschaulichen aber dennoch geschichtsträchtigen Ortes geht es weiter in Richtung München. Über Germering und Hadern nähern wir uns der Münchner Innenstadt. Auf einem Rad-Wegweiser lese ich: Marienplatz 8,6 Kilometer und mir wird schlagartig bewusst, dass wir mitten durch München fahren. In München-Solln lotst uns unser Führungsduo in einen Biergarten, dessen Eingang Tonne überraschend wieder erkennt: Was für ein Zufall, sagte er, denn hier habe seine Tochter ihren 40. Geburtstag gefeiert. Recht hat er, denn unsere Tour hat wirklich viele Überraschungen auf Lager.
Nach der Mittagspause geht es weiter. Wir überqueren die Isar über ein hohes Brückenbauwerk, durch dessen Holzplanken man einen freien Blick nach unten hat. Ein Effekt, an dem ich meinen Spaß habe. Kurze Zeit später biegen wir rechts auf einen Radweg ab, wobei Guru stürzt. Zum Glück passiert jedoch nichts Schlimmes und es geht schnell weiter in Richtung Grünwald, vorbei an den Bavaria-Filmstudios. Es wird wieder ländlicher, wir fahren direkt neben der S-Bahntrasse in Richtung Holzkirchen — ich denke nur: welcher Ochse hat sich diese Strecke ausgesucht. Ein Waldweg mit Schotter und riesigen Schlaglöchern. Manuel verliert mehr und mehr Luft im Hinterreifen. In Holzkirchen angekommen, nehmen wir uns im Postbräustüberl noch schnell ein Helles und Manuel tauscht schnell den Schlauch seines Hinterrades aus, bevor es heißt: Endspurt. Tonne übernimmt die Führung und ist sprichwörtlich nicht mehr zu halten. Ab Tegernsee am Tegernsee bleiben wir nur auf der asphaltierten Straße, um so schnell wie möglich unser Ziel zu erreichen, jedoch wird unserem Plan, die große Ankunft in der Fährhütte zu feiern, aufgrund des Ruhetages jäh ein Strich durch die Rechnung gemacht, sodass es direkt weiter zum Hotel ging. Tonne hat mal wieder nicht zu viel versprochen: Das Bachmaier Weissach ist ein Traum! Kurzerhand organisiert Tonne uns direkt am Bachlauf inmitten der Hotelanlage einen Willkommens-Drink mit Rosé-Champagner.
Ich bin glücklich, das Ziel erreicht zu haben und gleichzeitig dankbar, dass wir alle ohne größere Verletzungen angekommen sind. All die Planung hat sich mehr als gelohnt! Ich bin stolz auf unseren Tonne und voller Ehrfurcht vor seiner Leistung und die der ganzen Truppe. Voller Dankbarkeit für seine Initiative stoße ich mit ihm an.
Schön war’s Jungs. Danke Euch allen!